Schriften der Seele
Die wahre Kraft ist die Vorstellung, die es wagt, ins Auge zu fassen, was noch nicht existiert.*
Nichts steht geschrieben. Schriften erfinden sich selbst. Nicht nur die Zukunft, auch die Gegenwart ist ein leeres Blatt. Darauf schreibt die Seele Geschichten von jenseits geschichtlicher Zeit. Uralt sind sie und zugleich hochmodern, nicht von dieser Welt und doch immer aktuell, scheinbar vergangen und manchmal ... prophetisch.
Schriften der Seele entstehen von innen nach außen, sind inspiriert von Träumen, Visionen und Rhythmen der Sprache. Die Seele erzählt in Urbildern, Archetypen. Diese sprechen uns unmittelbar an, berühren tiefe Schichten unseres Seins.
(* Seth in: Jane Roberts, Träume Evolution und Werterfüllung, Band 1, Seite 191)
Was mich bewegt
Historisch gesehen stehe ich seit dem Jahr 2012 in einem Fluss nicht abreißender Geschichten. Praktisch ohne Unterbrechung schreibe ich täglich, meistens vor Sonnenaufgang. In diesen stillen Morgenstunden fühle ich mich zutiefst mit mir selbst und dem Kosmos im Einklang. Ich bin mir bewusst, dass ich schreibend meinen Wert erfülle und die Welt mit dem bereichere, was nur ich beitragen kann. Meine Inspiration kommt von innen. Bilder, Ideen und Stimmungen tauchen in meinem Bewusstsein auf. Die schriftstellerische Arbeit besteht für mich darin, diese „Einfälle“ in eine Form zu bringen, die sowohl klar als auch elegant ist, ohne den Inhalt zu verzerren. Scherzhaft behaupte ich manchmal, dass ich „mich selbst channele“. Tatsächlich aber bin ich kein Medium. Vielmehr sucht mein Ich hellwach die bewusste Zusammenarbeit mit dem inneren Selbst.
Ich frage mich nicht, ob das, was ich schreibe, den Geschmack möglichst vieler Leser trifft, ob es überhaupt vermarktet werden kann. Ich kann es mir leisten, solche Überlegungen zu ignorieren und kompromisslos meiner inneren Führung zu folgen. Das heißt aber nicht, dass es mir egal ist, ob ich gelesen werde oder nicht. Ich vertraue darauf, dass meine Bücher ihre Leser finden werden. Wenn das passiert und sich Leser berührt und inspiriert zeigen, erfüllt mich das mit Freude und Dankbarkeit.
Meine Projekte
In der Bibel, vor allem im Alten Testament, wimmelt es von archetypischen Gestalten. Das erklärt, weshalb mich das Buch der Bücher als Schriftsteller fasziniert. Die Bibelgeschichten sind oft so verdichtet, dass mitunter wenige Zeilen Stoff für ein ganzes Buch enthalten. Beim Lesen konnte ich förmlich fühlen, dass diese Bücher geschrieben werden wollten. So entstanden zum Beispiel „Dinahs Ehre“ oder „Marthas Geschick“. Schreibend versuche ich der Klangspur ewiger Wahrheiten zu folgen. Damit ergeben sich ganz von allein Bezüge zur heutigen Zeit.
Da ich nie Griechisch oder Latein gelernt habe, kam ich über einen ungewöhnlichen Weg zum Hexameter, dem klassischen Versmaß der epischen Dichtung. Bei einem Retreat um die Jahrtausendwende wurde eine Videosequenz vorgeführt, die zeigte, wie der tibetische Rinpoche Dilgo Khyentse in Trance eine Viertelstunde lang spontan in Hexametern lehrte. Ich war sofort fasziniert. Wenige Monate später, im Ashram Sai Babas, fing ich selbst an, hexametrisch zu dichten. Ob damals bereits die biblischen Dichtungen „im Feld“ waren, jene Verse, die 16 Jahre später unter dem Titel „Wer mit Gott geht …“ in Buchform erschienen?
Vor wenigen Jahren läutete die traumgleiche Geschichte Anastasia, einer rätselhaften sibirischen Schamanin, abermals eine Veränderung ein. Aus Leonard wurde Nerodal. Anastasia inspirierte dieses Ander-Ich zu Visionen einer Welt, in der Ökologie und Spiritualität Hand in Hand gehen. Daraus entstand der zweiteilige Roman „Die Vorbotin“.
Meine Geschichte(n)
Vor langer Zeit gab es einen Leon Heffels, in seiner Geburtsurkunde stand: Leonardus. Er wuchs in der südlichsten Provinz der Niederlande auf, studierte Kunst in Maastricht. Was wurde aus ihm? Eine Erzählung besagt, dass er nach Amsterdam zog, um dort Pädagogik zu studieren. Und der Kunststudent? Wie ging seine Geschichte weiter? Könnte sein, dass er sein Kunststudium beendete und sich heute als Restaurator alter Gemälde durchschlägt. Währenddessen bildete sich in Amsterdam ein strebsamer Student zum Lehrer aus. Doch was passierte mit ihm, als er sein Diplom erhielt? Erneut steht die Geschichte vor einer Wende. Eine Erzählung besagt, dass der junge Pädagoge schon am nächsten Tag, wenige Monate vor dem Mauerfall, nach Deutschland zog. Aber wie ging die Geschichte des Niederländers weiter? Gut möglich, dass er in Amsterdam blieb und dort noch heute sein Geld als Lehrer an einer der traditionsreichen Montessori-Schulen verdient. Gut möglich, dass er ein geruhsames Leben führt und sich freut, wenn seine Kinder, die im Ausland studieren, ihn und seine Frau besuchen.
Wenn sogar Romanfiguren eine eigene Identität entwickeln, um wie viel mehr muss das dann für die Figuren und Entwürfe gelten, die jeder von sich selbst in die Welt setzt? Als Lebensautor mag man einen "Roman" für beendet erklärt haben, aber die Protagonisten führen längst ein Eigenleben. So gestaltet sich die Lebensgeschichte als ein weitverzweigtes Gebilde wahrscheinlicher Wege, nicht linear, sondern multidimensional.